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26.09.2014

Alles Gute zum Geburtstag, Mütterken!

Mein liebes Mütterken,

heute erlebe ich deinen Geburtstag zum elften Mal ohne dich.

Es ist wirklich so wie man es in vielen Büchern lesen kann, Menschen, die man innig geliebt hat vermisst man immer. Egal wie lange man nicht mehr mit ihnen gesprochen hat, egal wie lange sie nicht mehr um einen herum waren.

Erst vor ein paar Wochen habe ich den einen Karton in der Hand gehabt, der Kleidung von dir enthält und mir liefen die Tränen herunter, weil dein Lieblingspulli immer noch nach dir duftet. Dieser vertraute Geruch nach dir und deinem Parfum - 24 Faubourg von Hermes - flutete mein Hirn mit Erinnerungen an dich. An unser letztes Zusammensein. Das letzte was ich von dir hörte und wie erschüttert ich war als deine Stimme für immer verschwand als der Anrufbeantworter kaputt ging.

Wo auch immer du bist, ich spüre dich manchmal. Es ist als ob deine Hand auf meiner Schulter liegt und mir Mut spendet.

Für deine Enkel, die dich nie kennenlernen durften, bist du erstaunlich präsent. Dies fasziniert mich sehr, zeigt aber auch was für ein zentraler Punkt du in meinem Leben warst.

Wie gern würde ich mit dir teilen, dass du dich früher immer darüber amüsiert hast wie jeck deine Freundinnen auf ihre Enkel waren und wie absonderlich dir das vorkam, denn du hast dich auf die Freiheit des Ruhestands vorbereitet. Ich würde meine Hand ins Feuer legen, dass du mindestens genauso stolz und verrückt wärst wie sie es schon damals waren.

Selbst der Mann, der mit dir über eure norddeutsche Seele verbunden war, den du lange bevor er "der Mann" wurde, immer zu Feiertagen an unseren Tisch geladen hast, weil dir sein Elternhaus so kalt und unherzlich aus der Ferne vorkam und du spürtest wie ungern er sich dorthin auf die Reise machte, lachte neulich und erinnerte sich strahlend an die verrückten Sommerabende auf deiner - jetzt unserer - Terrasse an denen wir zu dritt drei Flaschen Sekt mit Kullerpfirsich tranken und bis tief in die Nacht lachten und philosophierten. Auch ihm fehlst du. Er hätte dich gern um sich.

Eine Frage bewegt mich schon seit Jahren: Wer ist der Mensch, der dir nach deinem Tod lange Zeit regelmäßig eine rote Rose auf dein Grab legte? Eine deiner vielen Freundinnen? Ein Verehrer? Dass es Papa nicht ist, weiß ich seitdem er mir sagte, dass er das für eine sehr schöne Geste von mir fand.

So viel gibt es noch was ich dir schreiben möchte, für heute soll es genug sein.

Ich umarme dich, küsse dich.

Du fehlst. Nicht nur mir.

Dein Bäschi